Auf Immobilien entfällt ein großer Teil der Treibhausgas-Emissionen. Sie werden grüner werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Mit diesen Tipps können Gebäudebesitzer sich auf die Zukunft vorbereiten.
Sei es das Münchner Kraftwerk, in dem Räume für Gastronomie, Gewerbe und Büros geschaffen wurden; oder der Hamburger Bunker, der bald als Hotel eröffnet; oder das ehemalige Siemens-Gelände in Saarbrücken, das als energetisch unsanierbar galt und dann doch als Wohnanlage eine neue Bestimmung fand – es sind allesamt spektakuläre Beispiele dafür, wie bestehenden Gebäuden ein aufregendes, neues Leben geschenkt werden kann.
Der Abriss und Neubau von Gebäuden wird
künftig eine immer kleinere Rolle spielen müssen. Denn er verursacht erheblich mehr Treibhausgase als die Sanierung des Bestandes. Da das verbleibende Emissionsbudget für die Immobilien- und Bauwirtschaft knapp ist, fordern Fachleute mehr Sanierungen und weniger Neubauten.
Graue Emissionen sind bei Immobilien riesig
Alleine auf die Zementherstellung entfallen weltweit je nach Rechenweise zwischen vier und acht Prozent aller Treibhausgasemissionen. Damit ist das eine der größten Emissionsquellen überhaupt. Auch der Bauschutt, der beim Abriss entsteht und entsorgt werden muss, ist enorm. Er macht in Deutschland laut Statischem Bundesamt mehr als die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens aus.
Die Sanierung und Weiternutzung von Bestandsgebäuden bietet
laut einer Studie im Auftrag des Zentralen Immobilien Ausschusses „unter Klimaschutzaspekten ein hohes Potenzial“. Die graue Energie des Neubaus ist bereits aufgewendet. Selbst bei umfassender Sanierung, so die Analyse, „ist der energetische Aufwand für die Baumaßnahmen nur etwa ein Viertel bis ein Fünftel so hoch wie beim Neubau“.
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Die Autoren empfehlen eine ganze Reihe von Maßnahmen, wie Bestandsgebäude im Nicht-Wohnbereich fit für eine klimaneutrale Zukunft gemacht werden können. Dabei sei es wichtig, dass zunächst die richtigen Grundlagen gelegt würden. Dazu zählt die Untersuchung den Aufbau einer digitalen Infrastruktur für die Erfassung des Verbrauchs von Strom, Wärme und Kälte. Auf dieser Basis können der Stromverbrauch und die Anlageneffizienz analysiert werden.
In einem nächsten Schritt wird die Immobilie anhand von Referenzwerten bewertet und es werden Ziele für die Emissionsminderung definiert. Diese fügen sich – sofern vorhanden – in die Klimastrategie des Unternehmens ein (wie diese erstellt wird, erfahren Sie in unserem
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Viele Möglichkeiten für eine klimafreundlichere Immobilie
Zu den Grundlagen der energetischen Optimierung zählt die Untersuchung die Installation von Solaranlagen auf dem Dach der Immobilie für die Eigenstromnutzung. Deren Wirtschaftlichkeit könne als gegeben angenommen werden. Für finanzielle Unterstützung bei der Sanierung verweisen die Autoren auf die Bundesförderung für effiziente Gebäude. Um den Betrieb der Immobilie zu überwachen und zu steuern, empfehlen sie ein automatisiertes Energieverbrauchs- und CO2-Monitoring.
Wenn die Grundlagen gelegt sind, können sich Immobilienbesitzer einer Vielzahl von Möglichkeiten zuwenden, um ihr Gebäude klimafreundlicher zu machen.
Gebäudehülle: Im Winter soll eine Immobilie möglichst wenig Wärme abgeben, im Sommer so wenig wie möglich aufnehmen. Idealerweise herrscht ohne viel Energieverbrauch das gesamte Jahr über ein möglichst konstantes Raumklima. Um dies zu erreichen, sind verschiedene Maßnahmen möglich: Prüfung der Immobilie auf Dichtheit, Sanierung der Hülle nach der Bundesförderung für effiziente Gebäude oder Sanierung zum Effizienzhaus. Für die Sommermonate sollte ein Wärmeschutzkonzept erstellt werden. Der Austausch von Fenstern ist förderfähig.
Besitzt ein Unternehmen mehrere Immobilien, sollten zunächst diejenigen mit den größten Minderungspotenzialen saniert werden. Bei all dem sollte stets geprüft werden, ob die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme gegeben ist und der Ressourceneinsatz in einem angemessenen Verhältnis zum Ertrag steht.
Anlagen: Gebäude sollen möglichst wenig Energie verbrauchen und die Energie, die sie verbrauchen, soll grün werden. Dabei helfen die Installation von Wärmepumpenanlagen und Photovoltaik sowie der Einkauf von Strom und Fernwärme aus regenerativen Quellen. Die Beheizung von Gebäuden mit Wasserstoff anstelle fossiler Energien ist mit Vorsicht zu betrachten. Das Gas dürfte auf lange Zeit knapp und damit teuer sein. Außerdem könnte die Politik eine Wasserstoff-Priorisierung für die Bereiche der Wirtschaft beschließen, die für ihre Dekarbonisierung alternativlos darauf angewiesen sind.
Weiter sollten Immobilienbesitzer eine massive Modernisierung ihrer raumlufttechnischen Anlagen prüfen. Wer Maschinen (auch Rechenzentren) im Betrieb hat, für den ist die Nutzung der ohnehin anfallenden Abwärme interessant. Auch die Warmwasseraufbereitung und die (notwendige?) Bereitstellung von Warmwasser kann meist optimiert werden. In ein modernes Energiekonzept kann auch ein Angebot und eine Ladeinfrastruktur für E-Mobilität integriert werden.
Betriebsoptimierung: Vielfach kann der Betrieb eines Gebäudes noch optimiert werden. Damit kann mit kleinen Eingriffen für kleines Geld schon einiges fürs Klima erreicht werden. Zu solchen Maßnahmen zählen die stetige Funktionsprüfung der Anlagentechnik, die Durchführung eines hydraulischen Abtleichs, der Austausch ineffizienter Pumpen durch moderne Hocheffizienzpumpen, die Verbesserung der Regelungstechnik, die Modernisierung der Lüftungstechnik und ein kontinuierliches technisches Monitoring.
Beleuchtung: In Gewerbe, Handel und Dienstleistungen verursacht die Beleuchtung im Schnitt 13 Prozent des Energieverbrauchs. Diese Zahl kann im Einzelfall auch deutlich höher liegen, für Großhändler wurden bis zu 70 Prozent gemessen. Dabei können gerade bei der Beleuchtung kostengünstig Energie- und Emissionseinsparungen erzielt werden, indem veraltete Leuchtmittel durch LED ersetzt werden. Sie sind häufig um ein Vielfaches effizienter und haben zudem eine sehr lange Lebensdauer (bis zu 100.000 Betriebsstunden), was weiteren Aufwand erspart.
Digitalisierung: Die Gebäude der Zukunft sind digital und liefern jede Menge Daten, mit denen der Betrieb gesteuert werden kann. Dieses Zielbild sollten Immobilienbesitzer vor Augen haben bei allem, was sie tun und den Ausbau der digitalen Infrastruktur mit Sensorik und anderer Technologie stets mitdenken. Mit einer konsequenten Digitalisierung können Immobilienbesitzer künftig auch von den Möglichkeiten der Sektorenkoppelung profitieren und zum Beispiel Heizen oder Kühlen, wenn gerade besonders viel erneuerbare Energie im Netz ist und nach Abnehmern sucht.
Unterstützung bei der Arbeit an ihrem Gebäude erhalten Unternehmen von einer Vielzahl spezialisierter Dienstleister. Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen versammelt zum Beispiel mehr als 2000 Architekturbüros, Baufirmen und andere Dienstleister.
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Dieser Text erschien zuerst auf www.agrarzeitung.de.