„Was soll denn passieren?“ Mit dieser Frage forderte Management-Trainer Klaus Doppler die Teilnehmerinnen des Women in Exhibition Network-Treffens im Dezember in München heraus. Gemünzt war die Aussage auf das Einfordern von Top-Positionen durch Frauen. Der erfahrene Change-Begleiter empfahl den 20 Teilnehmerinnen des Workshops, sich Ziele zu setzen und diese beharrlich zu verfolgen. Er nennt es „das Virus setzen“, etwa, wenn es um die Vergabe einer Führungsposition an eine Frau, möglicherweise sogar erstmals in Teilzeit, gehe. Und Veränderung ist vonnöten, um mehr Frauen in Führungspositionen und an die Spitzen von Messegesellschaften zu bringen: Bisher hat kein Land der Welt Gleichberechtigung der Geschlechter erreicht. Laut World Economic Forum wird dies in Westeuropa frühestens in 61 Jahren der Fall sein.
Der erfahrene Coach weiß, dass Veränderung nicht einfach herbeizuführen ist, doch es gebe durchaus Möglichkeiten dies zu forcieren: „Ich kann das Verhalten der anderen nicht verändern. Aber ich kann mein eigenes Verhalten so verändern, dass der andere nicht mehr so weitermachen kann“, erklärt Klaus Doppler und vergleicht organisatorische Strukturen mit einem Mobile: Wenn ein Element wackelt, sind die anderen dazu verdammt, sich ebenfalls zu bewegen.
Wie solches Einfordern von Macht gepaart mit Beharrlichkeit zum gewünschten Erfolg führt, schilderte Lucinda Douglas. Die aus Südafrika stammende Speakerin berichtete aus ihrer beruflichen Laufbahn als Führungskraft bei einem Logistikkonzern und über ihren – teilweise sehr holprigen – Weg dorthin. Für sie liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, den eigenen Mehrwert deutlich zu kommunizieren. Die individuellen Leistung sichtbar machen, die Karriere zu planen und sich einen Mentor zu suchen sind ihre Empfehlungen.
Genau an diesem Punkt setzen aktuell gleich mehrere Initiativen in der Messe- und Veranstaltungswirtschaft an. Das von Oana Cipca, Mecc Maastricht, initiierte und im Februar 2018 mit einem ersten Treffen gestartete Women in Exhibitions Network ist nicht nur international tätig, sondern hat derweil ein Chapter für die deutschsprachige DACH-Region etabliert. Federführend engagieren sich dafür Kirstin Deutelmoser, Messe Düsseldorf, und Juliane Jähnke, Agendum. Als Selbstverständnis glaubt das Netzwerk an die Notwendigkeit der paritätischen Besetzung von Führungsteams bis in die höchsten Ebenen für eine erfolgreiche Transformation der Messewirtschaft. Ziel ist es, eine ausgeglichenere Besetzung von Führungspositionen mit Frauen und Männern in der Messewirtschaft im DACH-Raum zu erreichen. Um dies zu bewerkstelligen, soll ein starkes und lebendiges Frauennetzkwerk aufgebaut werden. Wichtig ist den Organisatorinnen, dass es nicht um Ausgrenzung von Männern, sondern vielmehr um Ermutigung von Frauen gehe. „Wir bauen keine Fronten, sondern gehen mutig und bestimmt unseren Weg – ohne andere auszugrenzen“, betont Juliane Jähnke.
Astronauten-Anwärterin Laura Winterling gibt auf der She Means Business 2018 das Motto „Mission I’m possible“ aus. Foto: Imex / Anke Kristina Schaefer
Um den Respekt für und die Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, braucht es Vorbilder – gerade weibliche Nachwuchskräfte suchen solche Role Models in ihren Unternehmen oftmals vergebens. Das wollen Deutelmoser und Jähnke mit Etablierung des Netzwerkes ändern – angetrieben vom Tenor des ersten DACH-Treffens Ende November 2018, wo Einigkeit darüber bestand, dass es (Branchen-)prominente Beispiele als Vorreiterinnen brauche.
Doch nicht nur Idole werden gebraucht, sondern auch Unterstützerinnen und Mentorinnen, die junge Frauen auf dem Weg ihrer Karriere begleiten und unterstützen. Aus diesem Bedürfnis heraus ist die im Januar 2019 vorgestellte Initiative She Means Mentoring entstanden, die sich für Geschlechterparität in der Veranstaltungswirtschaft einsetzt und als eine Gemeinschaft zur Stärkung von Frauen versteht. Sich kennenlernen, miteinander vernetzen, voneinander lernen und sich gegenseitig fördern – das ist die Idee dahinter. Bettina Metz, Managing Director UN Women National Committee Deutschland, unterstützt die Bewegung als Chairwoman, denn sie ist überzeugt, dass Frauen mit Männern auf allen Gebieten mithalten können, dennoch aber nicht die gleichen Chancen hätten. „Frauen profitieren längst nicht in der gleichen Weise von Netzwerken, wie es Männer tun. Das soll sich durch She Means Mentoring ändern”, beschreibt sie den Nutzen. Voneinander zu lernen sieht auch Carina Bauer, CEO Imex Group, als wichtigen Mehrwert: „Jede Frau hat eine großartige Geschichte und wenn wir diese miteinander teilen, können andere von den Erfahrungen profitieren.“
Einschneidender Knackpunkt in der Karriere von Frauen sind nach wie vor, wie zuletzt auch die von
m+a gemeinsam mit dem Weltmesseverband Ufi durchgeführte Studie „Women in the exhibition industry“ belegt hat, Berufspausen aufgrund von Mutterschaft. Vor allem an diesem Punkt will Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Dortmund, ansetzen: „Frauen sind im Beruf besonders belastet, wenn sie Karriere und Familie miteinander verbinden wollen. Dies trifft die Eventbranche besonders, weil die Arbeitszeiten oft nicht familienfreundlich sind.“ Sie fordert deshalb besondere Unterstützung für berufstätige Mütter und bietet ihren Beistand an: „Ich bin selbst Frau in einer Führungsposition und gleichzeitig Mutter. Ich weiß, was es bedeutet beides miteinander zu verbinden.“
Austausch hilft, von Erfahrung und Wissen anderer zu profitieren Das nächste Meet-up der Mentoring-Initiative She Means Mentoring wird im Rahmen der She Means Business Konferenz stattfinden, die als ein Event des Edu-Monday der
Imex in Frankfurt Diversität, Geschlechtergleichstellung und Emanzipation thematisiert. Inspirierende Referentinnen aus unterschiedlichen Branchen teilen dort ihre Geschichten und geben Tipps für ein gezieltes Career-Building. Als Keynote-Speakerin wird Anne Kjaer Riechert, Co-founder & Managing Director, Redi School of Digital Integration, am 20. Mai im Kap Europa über ihren Weg zur Gründerin und Unternehmerin berichten. In weiteren Vorträgen und Diskussionsrunden werden viele Frauen aus der Veranstaltungswirtschaft aus aller Welt erzählen, welche Herausforderungen sie gemeistert haben.
Unabhängig von den unternehmensübergreifenden Aktivitäten und doch parallel dazu tut sich innerhalb einiger deutscher Messegesellschaften einiges. An mehreren Stellen sind derzeit interne Frauennetzwerke in Gründung oder Vorbereitung. Das Ziel: sich untereinander austauschen, voneinander lernen und dabei unterstützen, die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Gemeinsam ist den Aktivitäten allen, dass es zwar um Gleichstellung von Frauen geht, sie aber explizit niemanden ausgrenzen wollen. Denn nur gemeinsam ist eine Geschlechterparität zu schaffen.
Termine und Kontakte
Women in Exhibitions Network: Das internationale Netzwerk von Frauen in der Messewirtschaft wird federführend organisiert von Oana Cipca, MECC Maastricht. Unterstützt wird sie dabei von Speakerin und Coach Lucinda Douglas, Kirstin Deutelmoser, Messe Düsseldorf, und Juliane Jähnke, Agendum, als Beirat. Die deutschsprachige Untersektion des internationalen Netzwerks will auf nationaler Ebene in Deutschland, Österreich und der Schweiz Frauen in der Messewirtschaft miteinander verbinden und Role Models vorstellen. Informationen zum Netzwerk gibt es bei Kirstin Deutelmoser, Messe Düsseldorf,
deutelmoserk@messe-duesseldorf.de, Telefon +49 (0)211-4560-484
www.womeninexhibitions.wordpress.com She Means Business: Die Halbtageskonferenz auf der Imex im Rahmen des Edu-Monday, gemeinsam gestaltet mit TW Tagungswirtschaft, Schwestertitel des m+a report aus der DFV Mediengruppe, geht am 20. Mai in die zweite Runde. Das Programm bietet mit Rednerinnen von Lufthansa, PWC, Rwanda Convention Bureau, Melbourne Convention Bureau und China Star im Kap Europa in Frankfurt einen großen Strauß an Input und Inspiration.
www.imex-frankfurt.com/whats-on/she-means-business She Means Mentoring: Als Schwesterinitiative der She Means Business findet im Rahmen der Konferenz am 20. Mai in Frankfurt, Kap Europa, das nächste persönliche Meet-up für alle statt, die Frauen in der Veranstaltungswirtschaft verbinden, unterstützen und fördern wollen. Informationen zu She Means Mentoring gibt es bei Karin Ruppert, Famab Kommunikationsverband, Karin.Ruppert@famab.de, Telefon +49 (0)151-43815673