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Compliance-Seminar: Virale Angst bei Pharma-Fortbildungen

Foto: dfv Mediengruppe

Die Herausgeberin der "tw tagungswirtschaft", Gabriele Schulze, berichtet hier von der Fortbildung "Compliance und Pharmakodex" der dfv Mediengruppe, einem Tagesseminar für Hotels, Locations und  Agenturen im Januar in Frankfurt

„Die Angst unter Ärzten vor Veranstaltungen, hinter denen die Pharmaindustrie steht, verbreitet sich wie eine Grippewelle“, kommentierte kürzlich Oberstaatsanwalt Alexander Badle beim Pharma-Fortbildungs-Forum in Mannheim.
Michael Grusa greift den Gedanken während der dfv-Fortbildung Compliance und Pharmakodex auf und bestätigt, dass viel Unwissen und übertriebene Vorsicht die gemeinsamen Aktivitäten von Ärzteschaft und Unternehmen begleiten. Grusa war viele Jahre Geschäftsführer und Spruchrichter im FSA (Freiwillige Selbstkontrolle der Arzneimittelindustrie) und prüft seit 2014 die Empfehlungen für Veranstaltungsorte für Kundenevents und Fortbildungen der Medizintechnik- und Pharmabranche auf kodexguide.de  
„Die Angst unter Ärzten vor Veranstaltungen, hinter denen die Pharmaindustrie steht, verbreitet sich wie eine Grippewelle.“
Oberstaatsanwalt Alexander Badle beim Pharma-Fortbildungs-Forum in Mannheim

Die Regeln der FSA sollten nicht nur die Veranstaltungsorganisatoren der Pharmaindustrie kennen. Auch die Gastgeber oder organisierenden Agenturen sollten diese Kompetenzen aufweisen, wenn sie in diesem besonderen Bereich des Tagungsmarktes erfolgreich sein wollen. Gerade Fortbildungen für medizinisches Personal unterliegen einem strengen Regelwerk und natürlich auch Budgetgrenzen. Übrigens sind ca. 75% des deutschen Pharmaumsatzes der FSA angeschlossen.

Wenn der Kunde eine höhere Raummiete vorschlägt, um damit Bewirtungsleistungen zu erhöhen, sollten Hotels darauf aufmerksam machen, dass ein Staatsanwalt prüfen kann, ob die vereinbarte Raummiete bei allen Branchen vergleichbar gehandhabt wird. Und das Abweichungen auf unerlaubte Leistungen für die Teilnehmer hinweisen können. Ein interessantes „Verkaufsgespräch“ ist zu erwarten, denn die Unternehmen verfügen oft auch nicht über das erforderliche Wissen und sind für den Austausch auf Augenhöhe dankbar.

Spannende Fragen der Teilnehmer und kompetente Antworten von Michael Grusa bereichern den Tag. „Bei uns wollen die Pharmafirmen nicht mehr tagen, weil die Straße unseres Tagungshotels „Am Golfplatz“ heißt“. Laut Grusa ein typischer Fall von unbegründeter Angst. Aufklärung und klare Information seitens des Hotels können diese Fehlinformationen und daraus resultierenden Ängste ausräumen.

Leider sind oft die internen Richtlinien der Unternehmen noch strenger als die FSA-Regelungen. Wenn beispielsweise Veranstaltungen in 5-Sterne-Hotels generell ausgeschlossen sind, dann hat dies sicher auch Budgetgründe. Denn die Regen der FSA schließen Luxushotels nur dann aus, wenn die Lage eine schwere Erreichbarkeit bedeutet und das Hotel einen überwiegenden Freizeit- und Wellnesscharakter hat und auch offensiv damit wirbt. Oder anders gesagt: wenn das Hotel im Hinblick auf seine Infrastruktur, Technik und Räumlichkeiten den Kriterien eines Business-Konferenzhotels entspricht und keine außergewöhnlichen Wellness-Angebote ausweist ist das durchaus ein „angemessener Rahmen“ nach den Kodex-Kriterien.

Gabriele Schulze
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