Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHO...
Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA)

Forderung nach Corona-Vorsorge-Paket

Foto: DEHOGA Bundesverband/Svea Pietschmann
Dehoga Präsident Zöllick
Dehoga Präsident Zöllick

Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Guido Zöllick fordert ein Corona-Vorsorge-Paket der Regierung, beinhaltend Maßnahmen zur Energiesicherheit, Arbeits- und Fachkräftegewinnung sowie die Beibehaltung der 7% Mehrwertsteuer.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie kommt das Gastgewerbe aufgrund der seit April anziehenden Nachfrage langsam aus der Krise. Der Neustart der Branche wird allerdings erschwert durch die steigenden Kosten und wachsenden Unsicherheiten in Folge des Ukraine-Krieges. „Die aktuellen Herausforderungen könnten kaum größer sein“, sagte Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes auf der Pressekonferenz des Verbandes am 21. Juni in Berlin. Die Branche brauche jetzt Planbarkeit und verlässliche Perspektiven. „Ich erwarte, dass beste Pandemie-Vorsorge für den Herbst getroffen wird, erneute Beschränkungen und Schließungen werden viele Unternehmen nicht überleben. Die Zukunftssicherung der Betriebe und Arbeitsplätze muss jetzt Priorität haben“, so Zöllick.
„Ich erwarte die beste Pandemie-Vorsorge. Erneute Beschränkungen werden viele Unternehmen nicht überleben. Die Zukunftssicherung der Betriebe und Arbeitsplätze muss jetzt Priorität haben.“
Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes

Corona-Bilanz
Nach zehn Wachstumsjahren habe die Corona-Pandemie die Branche in ihre schwerste Krise der Nachkriegszeit gebracht, berichtete Zöllick. „Neun Monate Lockdown und weitreichende Einschränkungen haben tiefe Spuren hinterlassen – bei den Unternehmern wie Mitarbeitern.“ 2020 brach der Umsatz laut dem Statistischen Bundesamt gegenüber 2019 um 39,0 Prozent ein. Das Jahr 2021 fiel mit Einbußen in Höhe von 40,1 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr sogar noch schlechter aus. Und auch im ersten Quartal 2022 gab es einen Umsatzverlust von 32,5 Prozent. „Von März 2020 bis 2022 hat die Branche damit nominal 74,9 Milliarden Euro verloren“, so Zöllick.

Personalmangel
Die Pandemie hat nachreichende Folgen im Personalwesen. „Verheerende Umsatzeinbrüche, monatelange Kurzarbeit und Unsicherheiten – trotz größter Anstrengungen gelang es nicht überall, die Mitarbeiter zu halten“, erläuterte der DEHOGA-Präsident. Der höchste Rückgang bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wurde im Mai 2021 nach dem Lockdown mit 14,5 Prozent registriert, das entspricht mehr als 160.000 Mitarbeiter weniger als im Mai 2019. Erfreulich sei indes, dass Mitarbeiter zurückkehrten und auch wieder neue Mitarbeiter gewonnen werden konnten, betonte Zöllick. Starke Rückgänge gab es auch bei den Azubizahlen. „Aktuell erlernen fast 41.500 junge Menschen einen unserer sechs Ausbildungsberufe. 2019 waren es gut 51.000“, teilte Zöllick mit.

„Die Zahlen belegen: Mit der Reise-, Kultur- und Veranstaltungswirtschaft gehört das Gastgewerbe zu den von der Corona-Krise hauptbetroffenen Branchen“, fasste Zöllick zusammen und betonte die Bedeutung der staatlichen finanziellen Unterstützung. „Keine Frage – die Kurzarbeiterregelungen und Wirtschaftshilfen waren richtig, konsequent und überlebenswichtig.“ Dafür sei die Branche dankbar. Ohne diese hätten sicherlich 70.000 Unternehmen nicht überlebt und die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt wären noch gravierender gewesen.

Hoffnungen liegen auf dem Deutschlandtourismus
Hoteliers und Gastronomen setzen jetzt auf eine gute Sommersaison. „Der Nachholbedarf ist groß“, erklärte Zöllick. „Die Menschen freuen sich, wieder ausgehen, reisen und genießen zu können.“ Viele Menschen hätten Deutschland als Reiseland neu entdeckt. In vielen Regionen gebe es Anlass zur Hoffnung, dass die Betriebe in diesem Jahr an das Umsatzniveau von 2019 herankämen. Die touristische Nachfrage erhole sich schneller als die geschäftliche, das hätten auch die vergangenen Sommer gezeigt. „Messen, Firmenveranstaltungen und Geschäftsreisen finden auch wieder statt, aber noch nicht auf dem Vorkrisenniveau.“

Aktuelle Herausforderungen sind groß
„Allen Betrieben zu schaffen, machen die explodierenden Kosten bei Energie, Lebensmitteln und Personal“, so Zöllick. Besonders schwerwiegend sei zudem, dass die Nachfrage oft nicht bedient werden könne, da Mitarbeiter fehlten. Anfang Juni beklagten rund 60 Prozent der Betriebe einen akuten Mitarbeitermangel.

Appell an die Politik
Angesichts der Herausforderungen forderte Zöllick von der Politik entschlossenes Handeln und politische Weichenstellungen. Neue Belastungen und Reglementierungen für die Betriebe dürfe es nicht geben. Die Branche erwarte, dass jetzt eine bestmögliche Pandemie-Vorsorge für das Winterhalbjahr getroffen werde. Hinzu käme nun, eine sichere und finanzierbare Energieversorgung zu gewährleisten.

Zentrale Maßnahme zur Zukunftssicherung der Branche sei laut Zöllick die Beibehaltung der Mehrwertsteuersenkung. Die Maßnahme war zur Stärkung der Gastronomie zum 1. Juli 2020 eingeführt worden und gilt noch bis Ende des Jahres. „Mit der Entfristung werden die dringend benötigten Perspektiven geschaffen. Gleichzeitig wird damit die längst überfällige steuerliche Gleichbehandlung von Essen hergestellt.“ so Zöllick. Mehr denn je käme es darauf an, der Branche, den Unternehmern und Mitarbeitern verlässliche Perspektiven zu geben und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu stärken.
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