Während am 9. September die #AlarmstufeRot vor dem Reichstag in Berlin auf die schwierige Situation vieler Unternehmen und Solo-Selbständiger in der Veranstaltungsbranche aufmerksam macht, zieht der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga eine ernüchternde Zwischenbilanz.Denn die Lage der Tagungs- und Stadthotels, der Eventcaterer und Discotheken ist weiterhin dramatisch. 61,6 Prozent der gastgewerblichen Unternehmer bangen um ihre Existenz. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bundesverband) am 8. September in Berlin vorgestellt hat.
„Nach zehn Wachstumsjahren verzeichnet die Branche seit Anfang März Umsatzverluste historischen Ausmaßes“, sagte DEHOGA-Präsident Guido Zöllick. Auch wenn sich die Umsatzverluste in den letzten Wochen etwas abschwächten, sei die Branche aufgrund von Abstandsgeboten und Kapazitätsbegrenzungen von Normalumsätzen noch meilenweit entfernt. „Unsere Betriebe waren die ersten, die unter den Folgen der Coronavirus-Ausbreitung gelitten haben und werden in all ihren Betriebsformen die letzten sein, die wieder öffnen dürfen“, hob Zöllick die besondere Betroffenheit des Gastgewerbes hervor und mahnte weitere politische Unterstützung an. „Angesichts der verheerenden Auswirkungen reichen die derzeitigen staatlichen Hilfen nicht aus.“ Um eine gewaltige Pleitewelle zu verhindern und Arbeitsplätze zu retten, forderte Zöllick Nachbesserungen bei den Überbrückungshilfen, die Entfristung der Mehrwertsteuersenkung mit Einbeziehung der Getränke sowie eine gesetzliche Klarstellung zur coronabedingten Pachtminderung.
Der coronabedingte Shutdown im Frühjahr hat riesige Löcher in die Bilanzen der Gastronomen und Hoteliers gerissen. Für die Monate März bis Juni bedeutet das einen Umsatzverlust von 17,6 Milliarden Euro. Laut der aktuellen DEHOGA-Umfrage meldeten die Betriebe von März bis August Umsatzeinbußen von 55,8 Prozent. Bezogen auf das Gesamtjahr rechnen die Betriebe mit Umsatzverlusten von knapp 50 Prozent.
„Messen, Kongresse, Tagungen sowie Kultur- und Sportveranstaltungen finden immer noch nicht statt. Geschäftsreisende wie internationale Besucher fehlen schmerzlich. Die Situation der Stadt- und Tagungshotellerie sowie der Eventcaterer ist fatal.“ Katastrophal stelle sich auch die Lage bei den Discotheken und Clubs dar, für die es immer noch keine Öffnungsperspektive gebe. „Die Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand und befürchten ein massives Disco- und Clubsterben.“Insgesamt sind 6,1 Prozent der gastgewerblichen Betriebe laut der Umfrage noch nicht geöffnet. Dazu zählen neben Discotheken und Clubs auch kleinere Kneipen und Bars, bei denen sich aufgrund der Abstandsgebote die Öffnung nicht rechnet.
Mit Blick auf die Umfrage-Ergebnisse drängt der DEHOGA auf weitere Unterstützung der Branche. Zöllick: „Keine Frage, die Politik hat schnell Rettungspakete auf den Weg gebracht. Aber es bedarf weiterer Hilfen, um die existenziell betroffenen Unternehmen sicher durch diese dramatische Krise zu führen.“ In der DEHOGA-Umfrage gaben 64,9 Prozent der Betriebe an, dass die bisher von Bund und Ländern angebotenen Liquiditätshilfen und Kreditprogramme nicht ausreichten, um die Krise zu bewältigen.
„Das Gastgewerbe trägt maßgeblich zur Attraktivität der Innenstädte und der ländlichen Räume bei“, betont Zöllick. „Es kommt darauf an, die Betriebe, die öffentlichen Wohnzimmer der Republik, jetzt zu stärken und alles dafür zu tun, um ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben.“ Das Gastgewerbe habe mit 2,4 Millionen Beschäftigten und 222.000 Betrieben nicht nur eine große wirtschaftliche Bedeutung, sondern auch eine hohe gesellschaftliche Relevanz. An der Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes zur aktuellen Lage und zu den Perspektiven der Branche beteiligten sich in der Zeit vom 1. bis 6. September 5.600 Gastronomen und Hoteliers.
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