Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die 2015 alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen angenommen haben, ist ein gemeinsames Konzept für Frieden und Wohlstand für die Menschen und den Planeten. Im Mittelpunkt stehen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Es ist ein „Call-to-action“ an alle.
In unserer Reihe „SDGs und Events“ stellen Sabine Böhling, Beraterin, Trainerin und Dozentin für Nachhaltigkeit und CSR und Stefan Lohmann, Experte für Live Entertainment Konzepte und Gründer von Sustainable Event Solutions, alle zwei Wochen ein SDG vor und übersetzen dieses für die Veranstaltungswirtschaft. Heute das SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.
- Worum geht es beim Sustainable Development Goal 16?
Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen. - Was bedeutet das SDG 16 für die Veranstaltungswirtschaft?
Für die Veranstaltungswirtschaft bedeutet dies, dass sie eine wichtige Rolle bei der Förderung dieses Ziels spielen kann. Veranstaltungen können als Plattform genutzt werden, um Bewusstsein für Themen wie soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und nachhaltige Entwicklung zu schaffen. - Wie können Eventplaner und ihre Dienstleister zur Erreichung dieses Ziels beitragen?
Die Veranstaltungswirtschaft kann durch ihre Aktivitäten z. B. dazu beitragen, lokale Gemeinschaften zu stärken und das Bewusstsein für lokale Kulturen und Traditionen zu fördern. - Welche Best-Practice-Bespiele gibt es?
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis: Diese jährliche Veranstaltung zeichnet Unternehmen, Organisationen und Kommunen aus, die herausragende Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit erbracht haben. Die Veranstaltung fördert die Umsetzung von SDG 16, indem sie die Bedeutung von transparenten und rechenschaftspflichtigen Institutionen hervorhebt und Unternehmen ermutigt, die Verantwortung für ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen zu übernehmen.
Der Deutsche Evangelische Kirchentag: Der Kirchentag verfolgt das Ziel, einen Raum für interreligiösen und interkulturellen Dialog zu schaffen, in dem Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen und über Themen wie Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte diskutieren können. Das Programm umfasst Podiumsdiskussionen, Workshops, Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen. Der Kirchentag setzt sich auch aktiv für die Förderung von Gerechtigkeit und Frieden ein, indem er Initiativen zur Bekämpfung von Armut und Ungleichheit unterstützt und sich gegen Diskriminierung und Rassismus ausspricht. Darüber hinaus betont der Kirchentag die Bedeutung von Bildung und Bewusstseinsbildung für die Umsetzung von SDG16 und fördert daher auch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bildungseinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Das Copenhagen Legacy Lab: Das Copenhagen Legacy Lab ist eine Initiative des Copenhagen Convention Bureaus mit dem Ziel, eine Methodik, Werkzeuge und Prozesse zu entwickeln, um sicherzustellen, dass Kongressen in Kopenhagen ein strategischer und systematischer Co-Creation-Prozess angeboten wird – inkl. Vernetzung mit der lokalen Wirtschaft, Experten, Vereinen, NGOs etc. – der einen positiven und nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft haben kann. Der Ansatz berücksichtigt die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Dieser Service ist kostenlos.
- Mit welchen Sofortmaßnahmen können Eventprofessionals starten, um auf das SDG 16 einzuzahlen?
- Verantwortungsvolle Veranstaltungsplanung und -durchführung sicherstellen: Eventplaner können sicherstellen, dass sie bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Hier einige Beispiele dazu: Verantwortliche Personen für alle Bereiche benennen und erreichbar machen, transparentes Beschwerdemanagement einführen, Bestechung durch Transparenz entgegenwirken, Gewaltprävention und entsprechende Sicherheitskonzepte mit Polizei und Feuerwehr umsetzen, Förderung von Gleichberechtigung, Inklusion und Diversität – idealerweise alles anhand einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie. Das alles wirkt der Unterdrückung von Frauen, Minderheiten und anderen Ungerechtigkeiten entgegen zur Förderung einer friedlichen, freiheitlichen und pluralistischen Gesellschaft.
- Förderung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit: Eventplaner und ihre Dienstleister können sicherstellen, dass sie bei der Auswahl von Lieferanten und Dienstleistern – neben den Umweltaspekten – auch die Menschenrechtsfragen und sozialen Aspekte berücksichtigen. Die Belegbarkeit durch Dritte wird für die gesamte Branche eine Frage der Zukunftsfähigkeit. Auch ein Rechtskataster sollte jeder Veranstalter haben, und die wichtigsten Gesetze und Vorgaben kennen. Arbeitsschutzgesetz, Arbeitsrecht, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Klimaschutzgesetz, Gewerbeabfallverordnung, Kreislaufwirtschaftsgesetz, Versammlungsstättenverordnung u. v. m.
- Förderung von Bildung und Wissen: Eventplaner können dazu beitragen, das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen zu fördern, indem sie ihre Veranstaltungen als Plattform nutzen, um Bildung und Wissen zu verbreiten. Hier können Menschen zu Wort kommen die sich für andere Menschen einsetzen und mit NGOs kooperiert werden, um zum Beispiel Ungerechtigkeiten weltweit aktiv entgegenzuwirken. UNICEF, Greenpeace, B.A.U.M. e. V., Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft, Amnesty International, Human Rights Watch etc. bieten Informationsmaterial und Speaker zu den unterschiedlichsten Themen.
- Passende Künstler buchen und entsprechende Live Entertainment Konzepte kreieren, die sich für den Frieden einsetzen wie Michael Patrick Kelly. Er hat mit seiner, aus ukrainischen Waffenschrott gegossenen Friedensglocke, „Peace Bell“ eine Schweigeminute für die Opfer von Kriegen in seine Konzerte integriert.
- Kommunen und Wirtschaft können nachhaltige Veranstaltungen dazu nutzen um Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, kulturellen Austausch, Bildung und friedliches Beisammensein für Millionen von Menschen erlebbar und selbstverständlich zu machen. Durch die Integration aller Stakeholder kann nachhaltiges Unternehmertum gefördert werden. Es zählt nicht das ICH, sondern das WIR!
- Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften: Eventplaner und ihre Dienstleister können eng mit lokalen Gemeinschaften zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ihre Veranstaltungen die Bedürfnisse und Anliegen der Gemeinschaft berücksichtigen.
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Für Kurzentschlossene: Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) sucht neue Wege, wie Klima- und Umweltschutz Beiträge für ein friedliches und faires Zusammenleben leisten können. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde lädt zur Veranstaltung "375 Jahre Westfälischer Frieden: Klimaschutz als Friedensgrundlage" am 24. April 2023 nach Osnabrück in die OsnabrückHalle ein. Der Eintritt ist kostenlos.
Anmerkung der Autoren: Aufgrund der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text das generische Maskulinum. Sabine Böhling und Stefan Lohmann