Social Media in der Praxis : Der Clubhouse-Te...
Social Media in der Praxis

Der Clubhouse-Test

Foto: dfv, Maja Baumeister

Schon eine Einladung für Clubhouse ergattert? Bitte was? Hat während des Lockdowns in Frankfurt ein heißer Club mit strenger Tür aufgemacht? Nein: Clubhouse ist die neue Social-App von Paul Davison und Rohan Seth, die mich seit Montagfrüh von meinen eigentlich für die Woche geplanten Aufgaben abhält und meine ganze Aufmerksamkeit frisst. Warum und wie sie funktioniert, möchte ich mit Ihnen an dieser Stelle teilen. Kurz vorweg: Aktuell ist das eine Apple-only-App, Androidnutzer müssen noch warten.

Clubhouse ist eine Audio-only App
Nutzerinnen und Nutzer können bei einem Live-Podcast mithören oder sich aktiv daran beteiligen. Es gibt keine Kommentare, keine Likes und keine eingeschaltete Kamera (sehr entspannend). Um alles möglichst "exklusiv und begehrenswert" zu machen, brauchen Sie eine Einladung: Eine Person muss Sie über Ihre Telefonnummer einladen. Anders kommt man nicht "rein". Da jede Person nur zwei Einladungen verschenken kann, braucht es ein paar Telefonanrufe, E-Mails oder Linkedin-Anfragen, bis sich eine GönnerIn findet.

Ich bin drin, und nun?
Sie können in die Rolle einer ModeratorIn schlüpfen und selbst einen sogenannten Room eröffnen, oder in einen Room zu einem bestimmten Thema als SpeakerIn oder Listener eintreten. Wenn Sie einen Room eröffnen, können Sie entscheiden, ob er für alle offen oder geschlossen ist, sowie den Titel und das Datum festlegen. Wenn Ihr Room startet, "pingen" Sie aus Ihrem Clubhouse-Netzwerk Followings an und holen diese als Listener in den Room. SpeakerIn wird, wer sprechen möchte. Dafür müssen Sie einfach die Hand heben und die Moderation holt Sie dann auf die Bühne. Spannende Rooms finden Sie im Feed. Dort sehen Sie einen tagesaktuellen Stundenplan der nächsten Rooms und darunter finden Sie alle Rooms, die Echtzeit stattfinden. Sie klicken einen an, und schon hören Sie zu.


Funktionen
  • Die Profilbeschreibung finden Sie, wenn Sie auf das Profilbild klicken.
  • Sie können einen Benutzernamen festlegen, eine Profilbeschreibung und Ihr Twitter- sowie Instagramkonto verlinken.

Foto: Screenshot


Funktionen
  • Wenn Sie auf den Pfeil in der linken Ecke klicken, sehen Sie eine Lupe zur Personensuche und einen offenen Brief, einen Kalender, eine Glocke und das Profilbild.
  • Weiterhin bekommen Sie einen Stundenplan der nächsten "Rooms", also Panels angezeigt, und darunter sehen Sie die "Rooms", die aktuell stattfinden.
  • Am Ende sehen Sie einen grünen Button, der Ihnen ermöglicht, selbst einen Raum zu eröffnen oder zu prüfen, welche Ihrer Follower gerade online im Clubhouse sind.
  • Ein Room gliedert sich in drei Bereiche:

1. Bühne
2. Kontakte der Sprecherinnen und Sprecher
3. Zuhörerinnen und Zuhörer

  • Wenn Sie etwas sagen möchten, klicken Sie unten rechts das Handsymbol an. Im Idealfall holt Sie die Moderation dann auf die Bühne. Wenn das geschieht, empfehle ich, das Mikro stumm zu stellen, weil Sie in der Regel ein paar Minuten bis zu Ihrem Beitrag warten müssen und so die anderen SpeakerInnen mit Ihren Geräuschen nicht stören (Mikrosymbol anklicken).
  • Wenn Sie den Raum verlassen möchten, klicken Sie "Leave quietly"
  • Wenn Sie auf das +Zeichen klicken, können Sie eine Person "pingen". Das bedeutet, zum Room einladen.

Warum ich Clubhouse interessant finde?
  • Es ist nützlich zum Aufbau eines Netzwerks: Nach drei Raumbesuchen hatte ich zwei spannende Interviewpartnerinnen für neue Podcastfolgen gewonnen.
  • Ich empfinde es als angenehm, dass die Interaktion mit anderen in diesem Netzwerk über Wortbeiträge stattfindet und es  - anders als auf Insta - nicht zu jedem Beitrag ein Bild braucht, sondern Haltung und eine feste Stimme.
  • Es eignet sich für Recherchen: Es tummeln sich die Politik, Wirtschaft und viele Köpfe der Medienlandschaft in den Rooms, die meist geduldig und freundlich Fragen beantworten.
  • Ich erfahre wie andere Medienhäuser arbeiten. So hat t3n einen Room zum Thema „Hinter die Kulissen" gemacht und Zeit Online am 25.1. in einen Room zur „Morgenkonferenz“ eingeladen.
In welchen Räumen Sie mich finden?
Meinen ersten Kaffee trank ich letzte Woche gern beim „feministischen Frühstück“. Sally Lisa Starken und Cordelia Röders-Arnold luden täglich zum Austausch ein und machten Mut, sich zu Wort zu melden, damit Frauen auf Clubhouse sichtbarer werden. Als Social-Media-Managerin hüpfte ich auch in Linus Sieberts Room „Politik auf TikTok“ oder in den Raum „Mach das mal viral - Social Media in Politik & Journalismus“.

Was ich nicht verstehe?
Die Ruheräume! Täglich und rund um die Uhr informiert mich die App über einen neuen Ruheraum. Ein kurzer Besuch bestätigte meine Vermutung: Da herrscht unter allen TeilnehmerInnen Schweigen. Warum sich dafür treffen? Wir können doch einfach das Handy lautlos stellen und dann ruhen – ohne Akku und Bandbreite zu verschwenden.
Warum gibt es keinen Terminblocker? Wirklich häufig finden zeitgleich interessante Talks statt. So läuft in diesem Augenblick „Mittag @im Regierungsviertel“ und auch „Super(wo)man – Let´s connect & grow." Das hätte ich gern nacheinander.
Warum gibt es nicht mehr Transparenz? Es könnte nach meinem Geschmack auf der Bühne einen Hinweis über alle angefragten Wortmeldungen geben und eine Stoppuhr zur Messung der Beitragslänge, weil doch gefühlt einige Herren sich sehr viel Raum nehmen, um beim App-Sprech zu bleiben.

Wollen Sie es ausprobieren?
Dann organisieren Sie sich eine Einladung und im Anschluss eröffnen wir einen Übungsraum für Sie, liebe Leser der tw tagungswirtschaft, und probieren gemeinsam die einzelnen Funktionen aus und testen den Sound.
Doch im Vorfeld möchte ich sie darüber informieren, dass die App nicht EU-Datenschutzkonform ist. Warum nicht und was sie anstellt, können Sie hier u.a. nachlesen:
https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/audio-plattform-datenschuetzer-hype-app-clubhouse-verstoesst-gegen-europaeische-regeln/26831668.html
https://t3n.de/news/clubhouse-schattenprofile-vs-1351026/

Warum ich die App trotzdem nutze?
Weil ich auch Facebook, Instagram und Linkedin nutze und Google :-)

Zur Autorin

Mandy Schamber arbeitet bei der dfv Mediengruppe in der Abteilung Digitale Medienentwicklung als Social-Media-Managerin. Sie unterstützt ihre Kolleginnen und Kollegen mithilfe von Trainings und Workshops, ihre Social-Media-Arbeit auszubauen, neue Audio- und Bewegtbildformate zu testen und informiert sie regelmäßig über neue Trends und Funktionen.



stats