Auch wenn Restaurants und Cafés unter Auflagen wieder Gäste bewirten und Hotels Touristen beherbergen dürfen, ist die Not in der Branche weiterhin groß. Nach wochenlanger Zwangspause klaffen riesige Löcher in den Bilanzen. Die Umsätze liegen weit unter den Vorjahreswerten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Niedersachsen) in Hannover veröffentlicht hat. Dehoga-Präsident Detlef Schröder schlägt Alarm und mahnt dringend weitere Unterstützung für die Branche an: „Mehr als 65 Prozent der befragten Hotel- und Gastronomiebetriebe aus Niedersachsen sehen sich in ihrer Existenz gefährdet“, so Schröder. Um Arbeitsplätze und Betriebe zu retten und eine Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes zu verhindern, fordert der Dehoga eine Verlängerung der Kurzarbeitergeld-Regelung, die Entfristung der Mehrwertsteuersenkung mit Einbeziehung der Getränke, eine Verlängerung der Überbrückungshilfen sowie eine gesetzliche Regelung zur coronabedingten Pachtminderung.
„Die vom Land angekündigte Überbrückungshilfe in Höhe von ca. 25 Millionen Euro ist ein positives Zeichen der Landesregierung. In Anbetracht der Tatsache, dass sich 65 Prozent der Betriebe existenziell bedroht sehen, kann das aber nicht ausreichen“, so Schröder. „Wir brauchen mehr. Denn die Krise ist noch längst nicht vorbei“, so Schröder weiter. „Die Angst vor dem Winter ist groß.“
Die Corona-Pandemie hat das Gastgewerbe in seine größte Krise der Nachkriegszeit gestürzt. Von Januar bis Juli beklagen die niedersächsischen Betriebe laut der aktuellen DEHOGA-Umfrage durchschnittliche Umsatzverluste in Höhe von 65 Prozent und liegen damit noch fünf Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 60,1 Prozent. Ein Grund für die Umsatzverluste sind auch die coronabedingten Vorschriften. Aufgrund der Abstandsgebote ist die Kapazität der Betriebe um durchschnittlich 45,4 Prozent eingeschränkt. „Das aktuelle Bild im Gastgewerbe ist sehr heterogen“, erklärt Schröder. „Während die Restaurants und Hotels in den Urlaubsregionen Zuversicht schöpfen, ist die Lage der Betriebe in vielen Städten weiter katastrophal.“ Touristen aus dem Ausland und vor allem Geschäftsreisende fehlten. Messen, Kongresse und Tagungen fänden immer noch nicht statt. Sämtliche damit verbundene Hotel- und Gastronomieumsätze fielen aus. Das sei fatal insbesondere für Businesshotels und Eventcaterer.
Die Corona-Pandemie hat spürbare Auswirkungen auf den gastgewerblichen Arbeitsmarkt. Als besonders wirksames Instrument zur Abfederung der Corona-Folgen erweist sich das Kurzarbeitergeld. 78,9 Prozent der Betriebe haben Kurzarbeitergeld beantragt. Erst 53,5 Prozent der Betriebe konnten in der Zwischenzeit Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen. Von notwendigen Entlassungen berichten 32,90 Prozent der Betriebe. 24,0 Prozent der Betriebe planen dies, Stand heute. Erfreulich ist hingegen, dass 88,1 Prozent der Betriebe keine Aufhebung oder Kündigung der Ausbildungsverträge vorgenommen haben.
Die aktuelle Dehoga-Umfrage mache deutlich, dass weitere Unterstützung unerlässlich sei, um die Branche durch die Krise zu führen. 70,8 Prozent der Betriebe geben an, dass die bisher von Bund und Ländern angebotenen Liquiditätshilfen und Kreditprogramme nicht ausreichten, um die Krise zu bewältigen. Nur 29,2 Prozent zeigen sich zufrieden. An der Umfrage beteiligten sich in der Zeit vom 3. bis 10. August 747 Gastronomen und Hoteliers aus Niedersachsen.
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