VOICES : Messen für Menschen, Menschen für Me...
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Messen für Menschen, Menschen für Messen

Foto: Nicole Maskus-Trippel
Juliane Jähnke ist Inhaberin der Agentur agendum.
Juliane Jähnke ist Inhaberin der Agentur agendum.

In ihrem Meinungsbeitrag blickt Juliane Jähnke der Agentur agendum Schmitt & Jaehnke Partners über den Tellerrand: Messen für Menschen für Messen – zwischen Bewahrung und Aufbruch.

Die Messebranche lebt von, durch und mit Menschen – das ist keine neue Erkenntnis. Wir stehen als Branche nicht nur vor der Herausforderung, uns selbst neu zu erfinden bzw. große strategische Entscheidungen zu treffen wie etwa „Digital first!“ oder Branchen ganzheitliche Angebote zu machen statt „nur“ Messen zu veranstalten. Wir haben es bei allen Stakeholdern aber auch mit Menschen zu tun, die sich durch die Corona-Zeit verändert haben.

Eine kürzlich beim rheingold institut erschieneneZukunftsstudie 2021: Wie Deutsche in die Zukunft blicken  gibt hierzu wertvolle Einblicke. Eine entscheidende Aussage daraus: „Die Deutschen denken an das, was machbar ist – dabei gerät aus dem Blick, was möglich wäre.“

Zudem ist der Blick in die Zukunft geprägt durch zwei Pole, die beide keine wirklich gute Basis für Veränderung darstellen: Das lässt sich sehr gut auf unsere Branche übertragen: Es geht einerseits immer noch schlicht ums Überleben und darum, einigermaßen wieder einen Arbeits- und Messealltag hinzubekommen. Andererseits sind die Herausforderungen vor dem Veränderungsdruck der Branche allein schon riesig. Dazu kommen Themen wie ökologische Nachhaltigkeit, notwendige Kulturänderung in den Unternehmen sowie agile und flexible Arbeitsmethoden – um nur einige zu nennen.  

Demgegenüber stehen in der Studie aber auch einige positive Beschreibungen, wie die Befragten in die Zukunft sehen: „Umbruch als Chance durch Aktivismus im Kleinen“ oder auch „Die Zukunft anpacken: Vom Lokalen ins Große“. Hier werden Menschen beschrieben, die mutig klein anfangen und selbstwirksam etwas bewegen wollen. Das bedingt einerseits eine stärkere Übernahme der Verantwortung Einzelner, aber auch aus Unternehmenssicht eine deutlich stärkere Übergabe an Vertrauen in das einzelne Individuum.

Die Motivation oder auch der Purpose sind: 
  • Tragfähige Beziehungen
  • Mehr Gemeinwesen
  • Ein stärkerer sozialer Zusammenhalt

Im privaten Kontext stehen Genuss und eine Familie ganz oben. Aus gesellschaftlicher Perspektive sind Gesundheit, Klimaschutz, soziale Absicherung und Wohnen Kernthemen der Zukunft.

Was heißt das für uns? Unsere Produkte, die Messen, vor allem hybride Formate und Plattformen sind deutlich erklärungsbedürftiger geworden. Wir stoßen in unseren eigenen Teams auf Menschen, denen die Veränderung und das Verständnis des Neuen schwerer fällt als anderen.

„Unsere Produkte, die Messen, vor allem hybride Formate und Plattformen sind deutlich erklärungsbedürftiger geworden.“
Juliane Jähnke der Agentur agendum Schmitt & Jaehnke Partners

Genauso sieht es aber auch auf Partner- und Kundenseite aus. Wir stehen Zauderern und Bewahrern gegenüber, haben aber auch mutige Anpacker und solche, die überraschend und mit viel Kraft bereit und in der Lage sind, aktiv die Zukunft zu gestalten. Das Wissen um unterschiedliche Motive und private Hintergründe kann uns helfen, dennoch eine gute Unternehmenskultur zu gestalten, Chancengleichheit zu ermöglichen und mit motivierten Partnern großartige Messen und Events anzubieten.

Die rheingold-Studie endet mit einer positiven Aussicht „Veränderungs-Druck (88 Prozent) und ein pessimistisches Zukunftsbild (76 Prozent) zeigen sich zwar deutlich. Dennoch werden die Krisen auch als Chance wahrgenommen (80 Prozent).“ Gerade „Tendenzen zu Rückzug und weiterer Parzellierung“ können wir als Messe- und Eventbranche etwas entgegensetzen: Wir bringen Menschen ins Gespräch und ermöglichen damit gesellschaftlichen Diskurs sowie die Möglichkeit des wieder verstärkten Zusammen-Wachsens.

Unsere tägliche Arbeit in Teams und mit Partnern für gelungene Veranstaltungen erfordert aktuell gefühlt deutlich mehr Geduld. Hierzu trägt Wolf Lotter aus meiner Sicht einen wichtigen Aspekt bei: „Empathie ist in der Wissensgesellschaft kein Schlagwort rührseliger Teambuildings-Sitzungen. Andere zu verstehen und für sie Respekt aufzubringen - … - ist die Voraussetzung für ein funktionierendes Gemeinwohl wie auch für eine erfolgreiche Ökonomie.“

In diesem Sinne: Lasst uns positiv, mutig, mit Respekt füreinander, Wertschätzung gegenüber anderen Meinungen und gelebter Vielfalt gemeinsam die Herausforderungen angehen!

Die Zitate der Studie stammen aus der von rheingold institut am 14. Oktober veröffentlichten „Zukunftsstudie 2021: Wie Deutsche in die Zukunft blicken“. Herzlichen Dank für die Inspiration und Studienergebnisse an Stephan Grünewald von rheingold. Das Zitat von Wolf Lotter entstammt seinem im September 2020 erschienenen Buch Zusammenhänge (Seite 38).

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